Um die angespannte Situation in der Pflege zu verbessern und den Pflegeberuf wieder attraktiver zu machen, haben die Regierungsfraktionen aus CSU und FREIE WÄHLER ein gemeinsames Antragspaket eingebracht. Ziel der insgesamt 15 Anträge ist es, die Zahl der Fachkräfte in der Pflege deutlich zu erhöhen, deren Arbeits- und Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern sowie für spürbare finanzielle Entlastungen zu sorgen. So wollen die Regierungsfraktionen für eine bestmögliche pflegerische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger in Bayern sorgen – unabhängig davon, ob die pflegebedürftige Person in den eigenen vier Wänden, in der Tagespflege oder in einer stationären Pflegeeinrichtung versorgt wird.
Konkret umfasst das Pflegepaket der Regierungsfraktionen folgende Initiativen:
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern
- Medizinstudienplätze weiter ausbauen
- Anreize für Pflege-Springerpools schaffen
- Attraktivität der Pflegeausbildung steigern
- Jugendliche für die Pflegeausbildung gewinnen
- Pflegekräfte länger im Beruf halten (z.B. mittels attraktiver Alters-Teilzeitmodelle und Fort- und Weiterbildungsangeboten)
- Gesundheitsförderung und Prävention intensivieren
- Chancen der Digitalisierung und Robotik nutzen
- Wiedereinstieg in den Beruf attraktiver machen
- Pflegestudienplätze ausbauen sowie Vergütung nach dem Vorbild der Hebammenstudienplätze einführen
- Steuerrecht anpassen und höhere Freibeträge für nebenberufliche Dozentinnen und Dozenten einführen
- Steuerfreiheit für Springerdienste und Wechselschichten einführen analog zu DUZ- Zeiten (= Dienst zu ungünstigen Zeiten) bei der Polizei
- Informations- und Öffentlichkeitskampagne für die Pflege auflegen
- Bericht über den Verbleib von Medizinerinnen und Medizinern nach Abschluss des Studiums vorlegen
- Hebammenstudienplätze weiter ausbauen sowie Masterstudiengang vorbereiten
Dazu der gesundheitspolitische Sprecher der CSU-Fraktion und Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bayerischen Landtag Bernhard Seidenath:
„Die Themen Gesundheit und Pflege bewegen die Menschen wie keine anderen. Sie sind das Fundament von allem weiteren – privat wie politisch. Das wohl größte Problem im Moment ist der Mangel an Fachkräften, die in letztlich allen Bereich fehlen. Die medizinische und pflegerische Versorgung, auch künftig zu sichern, ist eine Generationenaufgabe. Wir brauchen MEHR: mehr Pflegekräfte, mehr Medizinerinnen und Mediziner, mehr Hebammen, mehr Notfallsanitäter, mehr Physiotherapeuten und, und, und. Unsere Stellschrauben sind: mehr Gesundheitsvor- und -fürsorge für die Beschäftigten im Sinne einer „Pflege der Pflegenden“, mehr Attraktivität der Berufe durch Springerpools, um personelle Engpässe aufzufangen oder mehr Digitalisierung zur Entlastung der Fachkräfte. Wichtig ist eine bessere Arbeitszeitgestaltung auch für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hierfür sollen unseres Erachtens die unattraktiven Dienste (nachts oder am Wochenende) besser honoriert werden als bisher, etwa durch eine Steuerfreiheit für die Schichtzulagen. Und wir können nur dann genügend Pflegekräfte ausbilden, wenn wir hierfür auch genug Dozentinnen und Dozenten haben. Auch darum kümmern wir uns. Bei alldem geht es um ein Megathema und eine echte Zukunftsfrage!“
Dazu die stellvertretende gesundheitspolitische Sprecherin der CSU-Fraktion Dr. Beate Merk:
„Gute Pflege ist in Bayern daheim – die vielfältigen Initiativen und Aktivitäten im Kampf gegen den Fachkräftemangel im Freistaat Bayern sind wichtig, ja überlebenswichtig. Gemeinsam wollen wir Gesundheit und Pflege weiterdenken. Klar ist: Die Berufe im Gesundheitswesen sind besonders. Sie haben Zukunft und bieten Perspektive: erfüllend, krisenfest, menschlich. Das müssen wir gerade den jungen Menschen etwa durch eine ansprechende Ausbildung mit der Möglichkeit für ein Auslandssemester (Care & Travel) oder eine Vergütung der Pflegestudierenden während ihres Studiums klar machen. Benachteiligten Jugendlichen auch aus Ländern mit höherer Jugendarbeitslosigkeit kann gerade die Pflege die ersehnte Erfüllung bieten, ebenso muss es uns gelingen, dass wieder mehr Menschen in die Pflege zurückkehren oder im Gesundheitswesen verbleiben. Dazu gehören verlässliche Frei- oder Urlaubstage, ohne Angst, an diesem Tag an den Arbeitsplatz zurückgeholt zu werden. Die Beschäftigten im Gesundheitswesen sind Menschen - sie sollen Mensch bleiben dürfen und sich nicht mehr als "Arbeitsmaschine" fühlen. Diesen Menschen verdanken wir unser Gesundheitswesen – es zu bewahren und weiterzuentwickeln, sind wir ihnen schuldig.“
Dazu der pflegepolitische Sprecher der FREIE WÄHLER Landtagsfraktion Prof. (Univ. Lima) Dr. Peter Bauer:
„In Bayern fehlen schon heute zehntausende Fachkräfte in der Pflege. Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung wird sich dieser alarmierende Trend in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Wir müssen deshalb alle verfügbaren Instrumente einsetzen, um den Fachkräftemangel in der Pflege zu beseitigen. So wollen wir zum einen mehr Pflegekräfte für eine Tätigkeit in Vollzeit gewinnen. Dazu müssen die beruflichen Rahmenbedingungen etwa durch die Einführung von Pflege-Springerpools, eine verlässliche Dienstplangestaltung und eine bessere Bezahlung deutlich verbessert werden. Denn bislang führen vor allem die schwierige Vereinbarkeit von Familie und Pflegeberuf und die immer stärker eingeforderte Flexibilität dazu, dass Pflegekräfte vermehrt in Teilzeit arbeiten. Zum anderen müssen wir viel stärker auf junge Menschen zugehen, um ihr Interesse am Pflegeberuf zu wecken. Gerade angesichts der extrem hohen Jugendarbeitslosigkeit in den europäischen Nachbarländern Spanien und Griechenland sehen wir eine echte Chance, durch entsprechende Anwerbungskampagnen Menschen für eine Ausbildung in der Pflege in Deutschland zu begeistern und sie mit der Perspektive auf einen dauerhaften Arbeitsplatz langfristig in Deutschland zu halten.“
Dazu die gesundheitspolitische Sprecherin der FREIE WÄHLER Landtagsfraktion Susann Enders:
„Sowohl professionell Pflegende als auch pflegende Angehörige sind erheblichen physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt. Denn sie arbeiten täglich in einem schnell getakteten, hoch komplexen sowie dynamischen Umfeld. Zu den speziellen Belastungen zählen schweres Heben und Tragen, die hohe Verantwortung für das Wohlergehen des Patienten, der immense Zeitdruck, Stationswechsel und Schichtarbeit, der Umgang mit Schwerkranken und Sterbenden sowie der emotional fordernde Kontakt mit Angehörigen. Deshalb fordern wir einen Ausbau der Gesundheitsprävention und weitergehende Finanzierung des betrieblichen Gesundheitsmanagements speziell für die Pflege. Denkbar sind Maßnahmen zur Verstärkung des Bewegungsangebots, zum Teambuilding, um die Arbeitsatmosphäre zu verbessern, aber auch zu Ernährungsfragen und psychosozialer Gesundheit. Nur so können wir langfristig sicherstellen, dass ausreichend Fachkräfte bereitstehen, um sich fürsorgend um die Bedürfnisse der wachsenden Anzahl von Patienten zu kümmern. Denn eines muss uns allen klar sein: Ohne sehr gut ausgebildete und verantwortungsvoll arbeitende Pflegekräfte steht das Gesundheitssystem still.“
Die Anträge werden am kommenden Dienstag im Gesundheitsausschuss behandelt.
Hinweis: Die erwähnten Anträge finden Sie HIER.