Klaus Steiner, Mitglied im Ausschuss für Bildung und Kultus des Bayerischen Landtags:
Mundart und regionale Kultur waren für uns immer mehr als nur eine „Eigenheit“. Gerade in der heutigen Zeit der Globalisierung und Digitalisierung geben sie wichtigen Halt und Orientierung. „Dialekt gehört zur Entfaltung regionaler, sozialer und kultureller Identität von Schülerinnen und Schülern“, sagte deshalb einmal der frühere Vorsitzende des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes (BLLV). Wer bairisch, fränkisch oder schwäbisch spricht, spürt durch das verbindende Element ein positives Gefühl von Heimat. Es gab Zeiten, in denen Mundart und regionale Kultur als gestrig und rückwärtsgewandt abgetan wurden. Das ist längst vorbei. Heute gibt es hippe Modemarken, die an regionaler Kultur anknüpfen und die „neue bayerische Volxmusik“ trendet. Tradition und Fortschritt gehen längst auch in diesen Bereichen zusammen.
Wir haben uns auch immer dagegen gewandt, Dialekt sprechende Kinder zu stigmatisieren. Denn das alte Vorurteil, dass der Dialekt das Erlernen der Hochsprache beeinträchtigen würde, ist längst widerlegt. Im Gegenteil, wir wollen, dass der Dialekt als Zeichen einer reichen und vielfältigen Kultur gepflegt und gefördert wird. Die Lehrkräfte sollen sich der „inneren Mehrsprachigkeit“, wie die Sprachwissenschaftler die bereichernde Funktion des Dialekts für den Einzelnen bezeichnen, bewusst sein und den Schülern deutlich machen, dass der Dialekt keine defizitäre Sprache ist. Gerade Kinder mit mundartlicher Kompetenz lernen schon früh, den ihnen zur Verfügung stehenden Reichtum der Sprache zu nutzen und zwischen verschiedenen Sprachebenen zu unterscheiden.
Mundart und regionale Kultur können in einem Land wie Bayern, das weiter stark wächst, Brücken sein, die Menschen zusammen bringen. Deshalb unterstützen wir den Vorschlag unseres bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder, einen neuen Unterrichtsschwerpunkt ‚Mundart und regionale Kultur‘ an den Schulen zu etablieren.