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22.09.2021

Quo vadis Medizin? - Klausurtagung des Arbeitskreises Gesundheit und Pflege

Quo vadis Medizin? Mit der personalisierten Medizin, im speziellen im Bereich der Krebsmedizin, hat sich der Arbeitskreis für Gesundheit und Pflege im Rahmen seiner Klausurtagung auseinander gesetzt.

Foto: CSU-Fraktion
Mit Prof. Dr. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik und Poliklinik der Technischen Universität München, tauschten sich die AK-Mitglieder über sinnvolle Therapiekonzepte aus. Zwar habe Bayern mit der Gründung des Bayerischen Krebsforschungszentrums in der Forschung einen wichtigen Impuls gesetzt, allerdings müsse auch ein Versorgungskonzept folgen, um die Erkenntnisse auch den Patientinnen und Patienten zu Gute kommen zu lassen, so Kiechle. Wünschenswert wäre ein Rahmenvertrag zwischen Krankenkassen und Universitätsklinika, der auch die Vergütung regelt. Der AK Gesundheit und Pflege signalisierte seine Unterstützung: „Es profitieren die Menschen, wenn die maßgeschneiderte Therapie von Beginn an zum Einsatz kommt – und nicht zunächst andere Verfahren ausprobiert werden müssen“, so stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Tanja Schorer-Dremel.

Diskutiert wurde auch die Impfbereitschaft insbesondere gegen Humane Papillomviren (HPV), die ursächlich für u.a. Gebärmutterhalskrebs, aber auch an After oder Penis und in Mund und Rachen sind. „Wir brauchen hier mehr Informationen für die Kinder und Jugendlichen sowie deren Eltern“, so Kiechle. Bernhard Seidenath, Vorsitzender des Arbeitskreises Gesundheit und Pflege, schlug vor, dies verstärkt in der Impfberatung in den U- und J-Untersuchungen zu verankern und die Information darüber aber auch über die Schulen zu kommunizieren. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen HPV seit 2007 für Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren und seit Juni 2018 auch für Jungen in diesem Alter.

Es folgte ein Gespräch mit Professor Dr. med. Markus M. Lerch. Ärztlicher Direktor des Klinikums Großhadern der Ludwigs-Maximilians-Universität, der auch auf die finanziellen Herausforderungen gerade im Bereich der Universitätsmedizin verwies. Er erneuerte die Forderung der Uniklinika „Systemzuschläge im Finanzierungssystem der Krankenhäuser“, um die Leistungen der Uniklinika im Bereich der Patientenversorgung – hier werden ja insbesondere die schwerwiegenderen und aufwändigeren Fälle versorgt - sachgerecht abzubilden.

Die neuen Möglichkeiten in der Krebsmedizin wurden mit Prof. Dr. Jörg-Christian Tonn, Direktor der Klinik für Neurochirurgie am Klinikum der LMU Campus Großhadern, sowie mit Dr. Alexander Beck diskutiert, der sich den bösartigen Gehirntumoren im Kindesalter verschrieben hat. Das diffuse intrinsische Ponsgliom (DIPG) ist ein bösartiger Gehirntumor, der besonders im Kindesalter auftritt. Die meisten Kinder sterben bereits wenige Monate nach der Diagnose. Das Ziel der Großhaderner Arbeitsgruppe ist die Identifizierung neuer Therapieoptionen für Patienten mit bisher unheilbaren Gehirntumoren.

Den Abschluss eines hochinteressanten Tags mit viel Einblick in die Arbeit der Medizinerinnen und Mediziner bildete ein Gespräch mit Prof. Dr. Dr. h.c. Bruno Reichart, der Anfang der 80er-Jahre die allerersten Herztransplantationen in Deutschland ausgeführt hat. Mit den Mitteln der Xenotransplantation arbeitet ein Forscherteam um ihn daran, Schweineherzen gentechnologisch so zu verändern, dass sie vom menschlichen Körper angenommen werden. „Die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert die Versuche ja aktuell sehr großzügig, aber um eine Pilotstudie durchzuführen, brauchen wir weitere finanzielle Mittel und ein Netzwerk, zu dem auch Krankenhäuser gehören“, so sein Wunsch an die Mitglieder des Landtags – unter ihnen auch die stellvertretende AK-Vorsitzende Dr. Beate Merk und Landtagsvizepräsident Karl Freller -, die auch hier ihre Unterstützung signalisierten. „Eine Studie mit acht terminal herzerkrankten Patienten, die ab dem Jahr 2024 stattfinden soll, könnte den Durchbruch in der Herztransplantationsmedizin bedeuten. Weltweit würden jährlich 4.000 Herzen für Organverpflanzungen benötigt, die auf diese Weise gewonnen werden könnten. Im Interesse der betroffenen Patientinnen und Patienten sowie deren Familien müssen wir diese Option weiterverfolgen“, erklärte Bernhard Seidenath.
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