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Die richtigen Folgerungen aus den PISA-Ergebnissen ziehen II:
Lehrkräftebildung weiterentwickeln

12.03.2024 - Antrag | 19/2187

Initiatoren:
Ute Eiling-Hütig, Winfried Bausback, Tanja Schorer-Dremel, Konrad Baur, Norbert Dünkel, Wolfgang Fackler, Kristan Freiherr von Waldenfels, Björn Jungbauer, Tobias Reiß, Peter Tomaschko, Florian Streibl, Felix Locke, Martin Brunnhuber, Tobias Beck, Martin Behringer, Susann Enders, Stefan Frühbeißer, Johann Groß, Wolfgang Hauber, Bernhard Heinisch, Alexander Hold, Marina Jakob, Michael Koller, Nikolaus Kraus, Josef Lausch, Christian Lindinger, Rainer Ludwig, Ulrike Müller, Michael Piazolo, Bernhard Pohl, Julian Preidl, Anton Rittel, Markus Saller, Martin Scharf, Werner Schießl, Gabi Schmidt, Roswitha Toso, Roland Weigert, Jutta Widmann, Benno Zierer, Felix von Zobel, Thomas Zöller

Die Staatsregierung hat im Sommer 2023 eine Expertenkommission zur Lehrerbildung eingesetzt, die seitdem eigenständig und vertraulich berät und deren Ergebnisse noch nicht vorliegen.


Die Staatsregierung wird aufgefordert, bei der Auswertung von und dem Umgang mit den Ergebnissen der Kommission insbesondere die folgenden Punkte zu berücksichtigen und dazu nach Möglichkeit bis Ende des Jahres 2024 zu berichten:



  • In der ersten Phase der Lehrerbildung sind berufspraktische Aspekte stärker in die Ausbildung zu integrieren und in ECTS-relevanten Veranstaltungen zu vermitteln. Insbesondere die erziehungswissenschaftlichen und fachdidaktischen Fächer sollen noch konsequenter auf die Tätigkeit als Lehrkraft ausgerichtet werden. Die Qualität der fachwissenschaftlichen Ausbildung soll beibehalten werden.

  • Die Rolle der Praktika in der ersten Phase der Lehrkräftebildung ist zu stärken. Die Praktikumsbetreuung ist aufzuwerten durch ein klares, anspruchsvolles Aufgabenprofil, gezielte Fortbildung, die enge Zusammenarbeit mit Universitäten sowie die Zuweisung von Anrechnungsstunden.

  • In der Ausbildung ist zudem dem Prinzip Deutsch als Unterrichtssprache einschließlich seiner sprachsensiblen Anwendung Rechnung zu tragen.

  • Der vierundzwanzigmonatige Vorbereitungsdienst ist zentral für die hohe Qualität der Lehrkräftebildung in Bayern. Um diese aufrechtzuerhalten ist er beständig weiterzuentwickeln durch eine stärkere Zusammenarbeit mit den Universitäten, gezielte Auswahlverfahren für Seminarleitungen und Seminarlehrkräfte sowie deren regelmäßige, intensive Fortbildungen.

  • Die regelmäßige Fortbildung der im Beruf stehenden Lehrkräfte dient dazu, dass diese ihre pädagogische Arbeit im Lauf ihres Berufslebens an die sich wandelnden Herausforderungen anpassen können. Daher muss sich der Bereich der Lehrerfortbildung stets auf hohem Niveau befinden und noch enger mit den lehrerbildenden Universitäten zusammenarbeiten, um für wissenschaftliche Aktualität zu sorgen und sicherzustellen, dass Fortbildungsveranstaltungen verstärkt evidenzbasiert und gleichzeitig praxisorientiert und niedrigschwellig gestaltet werden.

  • In allen Phasen der Lehrerbildung gilt es, die Diagnosefähigkeit der Lehrkräfte im Hinblick auf die Lernvoraussetzungen ihrer Schülerinnen und Schülern zu stärken, damit sie diese bestmöglich fördern können.



Bayern legt zurecht großen Wert auf eine wissenschaftliche Lehrkräftebildung. Das verhindert jedoch nicht, auch schon im Studium berufspraktische Aspekte wie die Entwicklung der Lehrerpersönlichkeit, den Umgang mit Mobbing, das Führen von Elterngesprächen oder ein generelles Arbeitsmanagement stärker in die Lehre zu integrieren. Um diesen mehr Gewicht zu verleihen, sollen sie verstärkt auch in ECTS-relevanten Veranstaltungen vermittelt werden. Themen mit einer hohen Relevanz für die spätere berufliche Tätigkeit wie Inklusion, Ursachen von und Umgang mit Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten oder -classroom-management- sind bereits Bestandteil der Studienpläne. Sie sind wissenschaftlich fundiert und mit starkem Praxisbezug zu behandeln, z. B. durch Simulationen oder Lehrvideos.


Die Praktika in ihren unterschiedlichen Ausprägungen spielen eine wichtige Rolle bei der Klärung der Berufswahlentscheidung und der Vorbereitung auf den späteren Beruf. Seitens der Schulen werden sie meist mit Engagement aber begrenztem Ressourceneinsatz betreut, sodass sie nicht ihr volles Potential entfalten können. An dieser Stelle lässt sich mit einem sehr überschaubaren Ressourceneinsatz ein deutliches Mehr an Qualität erreichen, um den Studierenden zu helfen, ihre Entscheidung für das Lehramt frühzeitig und eingehend zu prüfen und wichtige Erfahrungen für die Arbeit als Lehrkraft zu sammeln.


Jede Lehrkraft in Bayern begegnet in fast jeder Klasse Kindern mit Migrationshintergrund, von denen zahlreiche Deutsch als Zweitsprache verwenden oder gerade als Fremdsprache lernen. Daher müssen Lehrkräfte über Kompetenzen in der Umsetzung von sprachsensiblem Fachunterricht verfügen, um ihre Schülerinnen und Schüler bestmöglich beim Erwerb der deutschen Sprache unterstützen und gleichzeitig die fachbezogenen Kompetenzen vermitteln zu können. Dies gilt für Lehrkräfte aller Fächer.


Der vierundzwanzigmonatige Vorbereitungsdienst ist ein Qualitätsmerkmal der hochwertigen Lehrkräftebildung in Bayern. Als solches ist er beständig den sich wandelnden Herausforderungen an den Lehrerberuf anzupassen. Dabei ist insbesondere die verstärkte Zusammenarbeit mit den Universitäten ins Auge zu fassen. Dadurch kann zum einen der nahtlose Anschluss der zweiten Phase an das Studium sichergestellt, zum anderen die Qualifikation der Seminarleiter und Seminarlehrkräfte beständig aktuell gehalten werden. Es ist wichtig, dass in den Seminaren wissenschafts- und evidenzbasierte Methoden vermittelt werden.


Lehrkräfte unterrichten in der Regel rund 40 Jahre lang. Daher spielt die regelmäßige Fortbildung der im Beruf stehenden Lehrkräfte eine entscheidende Rolle, damit sie ihre pädagogische Arbeit an die sich wandelnden Herausforderungen anpassen können. Die lehrerbildenden bayerischen Universitäten können eine wichtige Unterstützung dabei leisten, dass der Bereich der Lehrerbildung auf der Basis des aktuellen Forschungsstandes agiert und die Lehrkräfte von evidenzbasierten Forschungsergebnissen profitieren.


Die klare, diagnostische Beobachtung des Lernprozesses der Schülerinnen und Schüler ist unerlässlich für ein erfolgreiches Unterrichten, das den Lernfortschritt aller bestmöglich fördert. Aus dem, was ein Schüler falsch und oder richtig macht, lässt sich erkennen, an welcher Stelle er weitere Erklärungen und verstärkte Übungsphasen braucht. Damit sie dies leisten können, brauchen Lehrkräfte die entsprechende Aus- und Fortbildung.


 

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